Fragt man einen Deutschen welches Land den höchsten Kaffeekonsum weltweit hat, antworten die wohl meisten aus dem Bauch heraus mit „Italien“.
Weit gefehlt, auch wenn das Land vielleicht die höchste Kaffeekultur pflegt.
Das Land mit dem größten Kaffeekonsum 2023 in Europa ist mit Abstand Luxemburg mit knapp 8,5 kg pro Kopf (Quelle: statista).
Auf Platz zwei folgt Finnland mit 6,9 und die Niederlande mit 6,7 kg. Auf Platz vier folgt dann Schweden mit 6 kg pro Kopf.
Italien befindet sich übrigens erst auf Platz 15 mit 3,8 kg pro Person.
2017 war Schweden mit über 9 kg weltweit noch auf Platz drei, flankiert von den anderen skandinavischen Ländern. 2015 war Schweden noch auf Platz zwei.
Kern der Aussage ist aber einfach nur, dass Schweden eines der Länder mit dem höchsten Kaffeekonsum weltweit ist.
Kaffee spielt in Schweden eine Riesenrolle. Viel mehr, als es sich ein Deutscher vorstellen kann. Die "Fika" - die schwedische Kaffeepause - ist ein Kernstück der schwedischen Kultur und Ausdruck der gelassenen Lebenseinstellung.
Aber selbst nach dem Abendessen ist es hier noch üblich einen Kaffee zu trinken, wenn in Deutschland schon längst das erste Bier auf dem Tisch steht.
Zu Zeiten als Alkohol hier noch sehr viel teurer war, war Kaffee am Abend noch viel üblicher.
Aber beleuchten wir ein wenig die schwedische Kaffeekultur:
Die Schweden trinken überwiegend sehr scharf geröstete Kaffeesorten.
Anders als in Deutschland werden auch Arabica/Robusta-Mischungen verwendet. Muß man mögen und die Säure vertragen können.
Skånerost oder Mörkrost Kaffees machen selbst den härtesten italienischen Espressoröstungen Konkurrenz.
Einen Hauch milder geht es mit Mellanrost.
Schwächere Sorten findet man meist nur ganz oben oder unten in den Regalen, gibt es aber in größeren Supermärkten.
Schwedischer Kaffee ist jedenfalls nichts für Schwächlinge und so wundert es nicht, dass es auch extrem schwer ist koffeinfreien Kaffee zu kaufen. Auf dem Land ist das fast unmöglich. Gevalia scheint überhaupt der einzige Anbieter zu sein.
Bis in den 60er Jahren die Filterkaffeemaschinen aufkamen, war in Schweden der Kokkaffe die gängige Art und Weise der Kaffeezubereitung und erfreut sich auch heute immer noch großer Beliebtheit. Wie bei türkischer Zubereitung wird der Kaffee einfach ungefiltert ins kochende Wasser gegeben, bei den Schweden aber in die Kanne und nicht in die Tasse.
Der Kaffee ist gröber gemahlen damit er sich besser am Boden absetzt. Heute. wird dafür auch gerne die French Press verwendet.
Mit der Entwicklung der Kaffeemaschinen wurde dann alles anders.
Während in Italien der Kaffee immer nur frisch aus der Siebträgermaschine auf den Tisch kommt, haben die schwedischen Gastronomen die Angewohnheit ihren maschinell aufgegossenen Filterkaffee (Bryggkaffe), stundenlang auf der Wärmeplatte für den Gast bereit zu halten. Das schmeckt bei den scharf gerösteten Sorten dann sehr bald so, als würde man einen Sud angebrannter Teerpappe trinken. Das Erlebnis wird auch nicht dadurch entschädigt, dass man sich eine Extratasse kostenlos nachgießen darf. Aber diese alte schwedische Tradition ist ohnehin selten geworden, seit überwiegend deutsche Touristen sich eine Aufgabe daraus gemacht haben, den Tassenpreis im Durchschnitt am Ende auf umgerechnete 20 Cent zu senken. Klingt und ist asozial, hat aber dafür gesorgt, dass es zumindest gelegentlich frisch aufgesetzten Kaffee gab.
Aber natürlich gibt es in Schweden nicht nur Kaffeekonsum sondern auch Kaffeekultur. Zum Glück immer mehr und auch immer mehr auf dem Lande. Es gibt tolle kleine Röstereien und in den Cafés gibt es vermehrt auch Siebträgermaschinen für frischen und echten Kaffeegenuss. Der günstige Bryggkaffe bleibt aber der Lieblingskaffee der Schweden. Frisch zubereitet und am besten von Hand aufgegossen ist er auch lecker.
Die populärsten schwedischen Kaffeemarken sind:
- Löfbergs, Karlstad (Familienunternehmen)
- Arvid Nordquist, Stockholm (Familienunternehmen)
- Gevalia, Gävle (gehört heute zu Kraft Heinz Company, größte Rösterei Skandinaviens)
- Zoégas, Helsingborg (gehört heute leider zum Nestlé Konzern)